Das Essen seines Lieblingsrestaurants bequem nach Hause geliefert bekommen – diesen Service kann man seit einigen Jahren in vielen europäischen Großstädten von Online-Lieferdiensten wie Just Eat, Foodora oder Deliveroo in Anspruch nehmen. Die Plattformen, die auch mit Restaurants kooperieren, die bisher keinen Lieferservice angeboten haben, ermöglichen die Online-Bestellung und Übernehmen die Zahlungsabwicklung sowie die Zustellung des Essens. So genügen ein paar Klicks, um ein Restaurant in der Nähe auszuwählen, sein Menü aus der Speisekarte zusammenzustellen und online zu bezahlen, um dann nur noch auf die Lieferung des Essens zu warten. Bei der Restaurantauswahl kann meist nach der Art des Restaurants, der Preisklasse oder der Lieferzeit gefiltert werden. Es ist ebenfalls je nach Gericht möglich, die einzelnen Zutaten auszuwählen oder Allergien anzugeben. Die Lieferzeit beträgt durchschnittlich eine halbe Stunde.

Sektor in Spanien in Bewegung

In Spanien befindet sich der Sektor der Essenslieferdienste in Bewegung, monatlich Erscheinen neue Unternehmen auf diesem Markt. Marktführend sind dort zurzeit der international operierende Londoner Lieferdienst Deliveroo sowie das ebenfalls aus London stammende Unternehmen Just Eat, nachdem es im April dieses Jahres das spanische Startup La Nevera Roja gekauft hat. Das in Spanien ebenfalls erfolgreiche belgische Unternehmen Take Eat Easy musste seinen Dienst kürzlich aufgrund der großen Konkurrenz einstellen. Die dadurch entstandene Lücke auf dem spanischen Markt der Lieferdienste plant nun UberEATS zu füllen, das zu dem für seine Vermittlung von Fahrdienstleistungen bekannten Unternehmen Uber gehört.

Lieferdienste auch in Deutschland beliebt

Auch in deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München haben Foodora, Deliveroo und Co. Fuß gefasst. Besonders aktiv bei der Gründung von Essenslieferdiensten war das Unternehmen der Samwer-Brüder Rocket Internet, das für seine maßgebliche Beteiligung an der Gründung des Online-Versandhauses Zalando bekannt ist. Es brachte unter anderem die weltweit operierenden Startups Foodpanda und Delivery Hero, das in Deutschland unter den Namen Lieferheld und pizza.de agiert, hervor.

Gefahren und Chancen des Online-Services

Das kundenfreundliche Angebot der Online-Lieferdienste bietet für die Restaurants nicht immer nur Vorteile. Die Provisionen liegen mit 15 bis 30 Prozent oft so hoch, dass sie fast ihren gesamten Profit aufzehren. Ferner besteht die Gefahr, dass die Lieferdienste das Zusammenkommen der Kunden und Restaurants beeinflussen werden, wie man es bei Buchungsportalen für Hotels bereits beobachten kann. Bestimmte Restaurants, die beispielsweise mehr Provisionen zahlen, würden dann als Erstes auf der Webseite angezeigt.

Die Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Online-Lieferdiensten kann jedoch auch gewinnbringend sein. Durch ihr aktives Online-Marketing verschaffen sie dem Restaurant neue Kunden, die es dann sicherlich auch einmal offline besuchen werden. Da die Fixkosten bereits durch die regulären Kunden gedeckt werden, stellt das Online-Geschäft für viele Restaurants einen Zusatzverdienst dar. Doch nicht nur die Restaurants müssen sich im Onlinegeschäft durch beispielsweise das Sammeln guter Bewertungen erst einmal etablieren, sondern auch die Essenslieferdienste selbst stehen in ständiger Konkurrenz zueinander. Es bleibt zu beobachten, wie sich dieser Sektor, der sich in Spanien in besonders reger Bewegung befindet, zukünftig entwickeln wird.

Ich selbst muss gestehen, dass ich bei dieser neuen Art der Dienstleistung skeptisch war. Die Spanier sind entgegen von Nord- und Mitteleuropäern besonders soziale Wesen, die Essen besonders gerne ausgiebig und in Gesellschaft zelebrieren; und dies lässt sich in einem Restaurant am besten tun. Aber ich scheine eines besseren belehr zu werden.