Amazon stockt seine Produkte mit großen Schritten immer weiter auf. Seit dem 26. September 2016 können beispielsweise Fleisch oder die Eigenmarke des Supermarktes Dia online mit nur einem Mausklick über den Shop des amerikanischen Giganten gekauft werden. Die beiden Firmen haben eine Vereinbarung geschlossen, nach der sich Amazon dazu bereit erklärt, 5.000 Produkte der Dia-Kette über ihren Dienst express Prime Now an Kunden in der Autonomen Gemeinschaft Madrid zu liefern. Dies bedeutet, dass die Produkte in weniger als einer Stunde beim Kunden zu Hause ankommen.

Das Abkommen mit der Dia-Gruppe ist das ehrgeizigste, das an diesem Tag in Vollzug gesetzt wurde, jedoch nicht das einzige. Denn auch Lavinia, ein auf den Weinverkauf spezialisiertes Unternehmen, steigt mit dem Verkauf von 1.000 Produkten bei Amazon ein.

Traditionsreiche Markthalle La Paz in Madrid verkauft über Amazon

Die überraschendste Zusammenarbeit von allen ist jedoch die von Amazon mit der traditionsreichen Markthalle La Paz im Viertel Salamanca in Madrid. Es handelt sich um die erste Markthalle der Welt, mit dem Amazon eine Vertriebsvereinbarung schließt. Die traditionellen Standplätze des La Paz-Marktes, ein Komplex, den es seit 1882 gibt und der mit viel Tradition verbunden ist, liefern mit dem Express-Service von Amazon Käse und Chorizo und sogar fertige Gerichte. Sie haben für den Eingang und die Bearbeitung von Bestellungen nur ungefähr 15 Minuten Zeit, damit die Zulieferer von Amazon die Produkte in der vereinbarten Zeit, die weniger als eine Stunde betragen darf, rechtzeitig zu den Kunden bringen können.

Amazons Entwicklung in Spanien

Der Handelsgigant Amazon kam vor fünf Jahren nach Spanien. Es begann alles mit dem Verkauf von Büchern und technologischen Produkten, wobei Amazon durch einen enormen Wachstum heute in fast allen Handelsbereichen seine Finger im Spiel hat – von der Mode bishin zu Reinigungsprodukten. Seit September 2015 verkauft dieses Unternehmen nun auch Drogerieprodukte und abgepackte Ware und tritt damit in Konkurrenz zu den traditionellen Supermärkten. Im Juli 2016 forderte Amazon den Vertrieb noch weiter heraus: Mit seinem Prime Now Dienst, mit dem in der Autonomen Gemeinschaft Madrid die Auslieferung an beitragszahlende Kunden in weniger als einer Stunde erfolgt und der frische Lebensmittel und Tiefkühlkost umfasst.

Die digitale Anpassugen der traditionelle Supermärkte

Von nun an scheint es freilich so, dass Amazon sich auch im traditionellen Sektor ausbreitet: Es wird nicht nur miteinander konkurriert, sondern der Gigant verbündet sich mit der Dia-Kette. Diese Gruppe versucht aber auch schon seit Monaten, ihre eigene Umgestaltung voranzutreiben. Sie hat ihren eigenen Onlineverkauf erweitert und sogar eine Übereinkunft mit ING getroffen, wonach die Kunden dieser Bank mit dem Handy in den Dia-Supermärkten Geld abheben können.

Amazon Fresh auch in Berlin

Auch in Deutschland hat Amazon in diesem Jahr in Berlin erstmals seinen Dienst Amazon Fresh angeboten. Dies wird für die dortigen Lebensmittelmärkte in den nächsten Jahren wahrscheinlich eine zunehmende Konkurrenz bedeuten. Allerdings lieben die Deutschen ihre Supermärkte und sind daher nicht so leicht vom Online-Einkauf zu überzeugen wie beispielsweise die Einwohner in anderen Ländern. Nur 17 Prozent der Deutschen gaben bei einer Onlineumfrage der Nielsen-Marktforschung an, dass sie Produkte für den täglichen Bedarf online bestellen. Im  Vergleich hierzu sind es in China 37% und der europaweite Durchschnitt liegt immerhin bei 26%.

Bisher ist zwar das Lebensmittelgeschäft die einzig verbliebene Branche des Einzelhandels, die kaum von Onlinehandel betroffen war, allerdings müssen sich nun auch die Händler in diesem Sektor langsam aber sicher Gedanken machen, wie sie es mit der immer größer werdenden Konkurrenz des Internets aufnehmen können.