In Zeitungen und in Gesprächen unter Spaniern ist zur Zeit das „Nach-Ferien-Trauma“ des Arbeitsbeginns ein grosses Thema. In der Entwicklung der spanischen Wirtschaft, beim privaten Verbrauch und bei den privaten und öffentlichen Investitionen ist die Stimmung aber durchweg positiv.

Um das spanische Wirtschafsklima und die Aussichten für die nächsten Monate geht es im heutigen Blogbeitrag.

Positive Entwicklung der spanischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2015

Die allgemeine Stimmung ist positiv und besonders für ganz bestimmte Sektoren wird von guten Wachstumszahlen gesprochen. Dazu gehören der Tourismussektor, aber auch das wiederauflebende Investitionsklima bei Gewerbeimmobilien.

Es folgt ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungen und Herausforderungen, denen sich die spanische Wirtschaft in den kommenden Monaten gegenübersieht.

Steigende Investitionen in den spanischen Immobiliensektor

Durch den Wirtschaftsaufschwung wird das Land als Ziel für Investitionen in Gewerbeimmobilien wieder interessant. Hierbei sind Einzelhandelszentren und Bürogebäude Hauptinvestitionsobjekte, vornehmlich in den Grossstädten Madrid und Barcelona.

Zu den Investoren gehören Immobilieninvestitionsgesellschaften (auf spanisch Sociedades Anónimas Cotizadas de Inversión en el Mercado Inmobiliario, kurz Socimi), Investmentfonds und private Anleger.

Die positiven makroökonomischen Perspektiven, gute Finanzierungsmöglichkeiten und die Entwicklung der Socimi gehören zu den Gründen, warum Spanien unter Gewerbeimmobilieninvestoren wieder als interessanter Markt für Investitionen gilt. (Für mehr Details zum Thema Gewerbeimmobilien hier ein Link zum Beitrag von Germany Trade & Invest)

Gute Inlandsnachfrage – steigender Verbrauch privater Haushalte in Spanien

Nach Angaben des spanischen Instituts für Statistik (Instituto, Nacional de Estadística, kurz INE) wuchs das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2015 um 1%; das ist die höchste Wachstumsrate seit 2007.

Hauptmotor dieses Wachstums ist der steigende Verbrauch der privaten Haushalte, der circa 58% des BIP ausmacht. Die Arbeitsmarkt- und Steuerreform sind Hauptgründe dafür, dass es den spanischen Familien wieder möglich ist, mehr für Konsumgüter auszugeben.

Eine weitere Rolle spielen die öffentlichen Ausgaben und Investitionen.

Ein Beitrag in elpais.com spricht von fast idyllischen gesamtwirtschaftlichen Zuständen: Arbeitsplätze wurden geschaffen, der Verbrauch der Haushalte steigt, Exporte nehmen zu, die verarbeitende Industrie verzeichnet wieder positive Zahlen.

Schaffung oder Abbau von Arbeitsplätzen in Spanien in 2015?

Durch die erfolgreiche Schaffung von Arbeitsplätzen erreicht die positive wirtschaftliche Entwicklung die Bevölkerung und unterstützt den zunehmenden privaten Verbrauch.

In einer Meldung vom 28. August war laut öffentlicher Zahlen von 477.400 neu geschaffenen Vollzeitarbeitsplätzen die Rede. Dies ist dennoch nur circa die Hälfte der Zahl an Arbeitsplätzen, die im Laufe von 2012 und 2013 verloren wurden.

Rekordzahlen im spanischen Tourismussektor in 2015

Die Rekordzahlen der Ausgaben von ausländischen Touristen im spanischen Tourismussektor in 2015 machen schon das ganze Jahr über immer wieder Schlagzeilen.

Laut der Wirtschaftszeitung cincodias.com betragen die Gesamtausgaben ausländischer Touristen rund 37 Milionen Euro in den Monaten von Januar bis Juli 2015, ein anstieg um 7,7% im Vergleich zur gleichen Periode des letzten Jahres.

Tourismussektor und Immobilien Zugpferde der spanischen Wirtschaft

Die Herausforderungen für die spanische Wirtschaft in 2015

Steuerliche & Rechtliche Reformen in Spanien

Die Fiskalkonsolidierung, die Lohnmässigung und die geschaffene Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt gehören zu den bedeutendsten Erfolgen der Legislaturperiode der aktuellen Regierung.

Arbeitslosigkeit in Spanien

Die positive Stimmung auf dem spanischen Arbeitsmarkt wurde im August durch die Meldung über den Abbau von circa 134.000 Arbeitsplätzen gedämpft. Insgesamt sind beim spanischen Arbeitsamt mehr als 4 Mio. Arbeitslose gemeldet.

August gilt traditionell als ein Monat, der schlechte Zahlen auf dem Arbeitsmarkt liefert. Dies gilt besonders für saisonabhängige Sektoren wie die Landwirtschaft, den Bausektor aber auch den Bildungssektor.

Zieht man eine Bilanz über die letzten 12 Monate überwiegt die positive Entwicklung mit einem starken Rückgang der Arbeitslosigkeit und einer deutlichen Zunahme der sozialversicherungspflichtig Gemeldeten.

Einseitige Aussrichtung auf Tourismus und Bausektor in Spanien

Problematisch ist jedoch, dass die spanische Wirtschaft generell zu abhängig von den beiden Sektoren Tourismuswirtschaft und Konstruktion, die hauptsächlich für die positiven wirtschaftlichen Meldungen der letzten Monate verantwortlich sind. Insbesondere gilt dies für den Tourismussektor, der als einziger auch in den Krisenjahren gewachsen ist und in dem die höchste Anzahl an Arbeitsplätzen geschaffen wurde.

Die wichtige Frage ist jetzt, wie es mit den Reformen, die auch von internationalen Organisationen als beispielhaft bewertet werden, nach den Wahlen in Spanien Ende des Jahres weitergeht. Hier ist es noch völlig offen, ob Spanien den beschwerlichen Weg der Reformen weitergehen wird oder ob es letztlich einen ähnlichen Weg einschlägt wie Griechenland.