Das oberste Arbeitsgericht von Madrid (Sala de lo Social, 686/2007) hat entschieden, dass die unwahren Angaben eines Arbeitnehmers gegenüber seinem Unternehmen in Bezug auf seine akademischen Abschlüsse, einen Betrug darstellen. Nach dem Urteilspruch berechtigen nachweisbar falsche Angaben zur Kündigung, wenn sie ursächlich für die Einstellung waren. Die Justiz hat damit der Aufbauschung, die Bewerber gelegentlich an den Tag legen, wenn sie ihren beruflichen Werdegang mitteilen, einen Riegel vorgeschoben. Dem Urteil lag ein Fall zugrunde bei dem ein Nichtakademiker sich den Posten des Geschäftsführers eines Architekturbüros erschlich. Im Selektionsprozess gab der Arbeitnehmer wahrheitswidrig an, einen Abschluss in Kommunikationswissenschaften und einen MBA zu haben. Der Geschäftsführer mit einem jährlichen Bruttogehalt von 73.152,57 € konnte jedoch nicht einmal elementarste bürokratische Aufgaben der Unternehmensführung übernehmen und flog deshalb sehr schnell auf. Während in Deutschland Kandidaten für Führungspositionen ihre Lebensläufe aufwendig mit Zeugnissen, Empfehlungsschreiben, Sprachzertifikaten, etc. belegen, neigen in Spanien die Kandidaten dazu ihren „CV“ ohne weitere Dokumente einzureichen. Es ist deshalb schwer erkennbar, ob der Lebenslauf nur echte Tatsachen enthält oder voll mit morgenländischen Übertreibungen ist.
Übertriebene Lebensläufe stellen einen Kündigungsgrund dar
9 Mai 2008 | Arbeitsrecht
Es ist überraschend, dass die Firmen in Spanien keine Zeugnisse von den Bewerber verlangen, trotz Spanier einander ziemlich misstrauisch sind. Vielleicht denken alle, dass man die Zeugnisse auch nachmachen kann!
Oft habe ich den Eindruck, die Spanier vertrauen mehr ihrem Bauchgefühl („Feeling“) als irgendwelchen Bescheinigungen. Dies ist garnicht so verkehrt: da man heute sehr viel Zeit mit seinen Kollegen verbringt, muss vor allem die Chemie stimmen. Wenn man bedenkt, dass man mit den Kollegen oft mehr Lebenszeit verbringt als mit dem eigenen Lebenspartner, scheint eine gründliche Auswahl durchaus gerechtfertigt. Von Lenin soll der Satz stammen: „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“ oder wie heist es im deutschen Volksmund so schön: „so prüfe wer sich ewig bindet, ob er auch den Richtigen findet“.